Man glaubt es kaum, dass schon wieder fast ein Jahr vergangen ist. In Kürze feiern wir Silvester und da dachte ich mir, ich informiere Euch und mich einmal über die unterschiedlichen Bräuche und Traditionen in Europa in der Silvesternacht.
Spanien
In der Nochevieja (der alten Nacht)
werden um Punkt 00:00 Uhr genau zwölf Glück bringende Weintrauben (las doce
uvas de la suerte) gegessen. Aber auch hier gibt es noch eine weitere
Besonderheit: was zählt, ist der Glockenschlag der Turmuhr des Hauptpostamts
von Madrid, der live im spanischen Fernsehen gezeigt wird sowie als Public
Viewing überall im Land ausgestrahlt wird. Zu jedem Gongschlag wird eine Traube
verzehrt und bis zum zwölften Gongschlag müssen alle gegessen sein; denn jede
einzelne Traube erfüllt einen Wunsch. Ich könnte mir vorstellen, dass die
Händler die Gunst der Stunde nutzen und die Preise etwas heraufsetzen.
Zusätzlich soll das Tragen roter
Unterwäsche zum Neujahrsfest Glück bringen – vorausgesetzt sie wurde einem von
einem geliebten Menschen geschenkt. Ob selbst gekaufte Unterwäsche jetzt
gleichzeitig Pech bedeutet, konnte ich nicht ermitteln.
Schweiz
Man kennt es ja aus dem
deutschsprachigen Raum: Marzipanschweine und Glückspfennige (oder –cent) zu
verschenken soll Glück bringen. In Klosters begnügt man sich nicht mit
Marzipanschweinen: am Neujahrstag gibt es dort ein Rennen von zehn Ferkeln,
unter denen dann das ultimative Glücksschwein ermittelt wird, das dann für ein
Jahr lang das Maskottchen des Ortes wird. Damit man die zehn kleinen Ferkel
beim Rennen unterscheiden kann, tragen sie alle kleine Jäckchen. Da fällt mir
nur ein: "und wer hat's erfunden?"
Niederlande
Der Silvesterabend "Oud en
Nieuw" (Alt und Neu) wird in Amsterdam und Umgebung wie ein
niederländisches Straßenfest gefeiert: überall Stände mit Krapfen, Bierzelte
mit Livekonzerten und großem öffentlichen Feuerwerk.
In einigen ländlichen Provinzen ist
es dagegen Brauch, in der Silvesternacht alle Weihnachtsbäume des Ortes
gemeinsam auf einem Lagerfeuer zu verbrennen und somit das alte Jahr in Flammen
aufgehen zu lassen.
In Den Haag beginnt der
Neujahrsmorgen am Strand von Scheveningen mit dem Neujahrstauchen. Tausende von
Holländern nehmen teil – bei Wind und Wetter und bei Eis und Kälte. Zur
Badebekleidung werden traditionell eine orangefarbene Wollmütze und Handschuhe
getragen.
Italien
Wie auch die Spanier glauben die
Italiener daran, dass es Glück bringt, in der notte di San Silvestro, der
Silvesternacht, rote Unterwäsche zu tragen.
In Bologna trifft man sich in der
Nacht zu Livemusik auf den Straßen rund um die Piazza Maggiore und dort wird
dann ein überdimensional großer Strohmann angezündet. Diese Tradition nennt
sich Rogo del Vecchione (bei den Amerikanern ist das der Burning Man). Aber
hier herrscht "Gleichberechtigung". Zumindest teilweise; denn in den
Schaltjahren ist es eine Frau aus Stroh, die angezündet wird. Genau um zwölf
Uhr wird die Strohpuppe angezündet. Damit werden – so die Erklärung – negative
Energien aus dem alten Jahr vertrieben.
Schottland
Die Schotten lieben es zu feiern –
und so dauern dort die Neujahrs-Festlichkeiten drei Tage. Zudem soll es Glück
bringen, wenn ein dunkelhaariger Mann als Erster im neuen Jahr die Türschwelle
eines Hauses übertritt, ein Blonder hingegen – was wohl auf die Wikinger-Zeit
zurückzuführen ist – soll Pech bringen. Am Silvesterabend wird natürlich im Schottenrock
mit Dudelsack gefeiert und um Mitternacht wird das traditionelle "Auld
Lang Syne" gesungen.
Skandinavien
Der Aberglaube zu Neujahr ist fest
in Skandinavien verankert: den Dänen soll es Glück bringen, um Mitternacht
synchron von Stühlen in das neue Jahr zu springen oder dass es ihren Freunden
Glück bringt, Geschirr an deren Türschwelle zu zerdeppern.
In Schweden wird am Silvesterabend
gern ein Milchreis oder Reispudding mit einer versteckten Mandel gegessen,
damit das nächste Jahr zuckersüß wird. Die Mandel allerdings darf nicht
verschluckt werden; denn sie steht für Reichtum und Glück und das soll ja
bewahrt werden.
Die Finnen lieben das Bleigießen
mit den entsprechenden Voraussagungen. So soll ein Pferd sowie ein Stiefel für
Reisen stehen, ein Herz sagt eine Hochzeit im anstehenden neuen Jahr vorher und
ein kaputter Ring symbolisiert eine Trennung. Das Blei, das gegossen wird,
stammt von einem Hufeisen, das in einer Kelle über offenem Feuer geschmolzen
wird.
Bulgarien
Hier geht es mit Schlägen auf den Rücken ins neue Jahr - sie sollen Gesundheit und Reichtum bringen. Für diesen weit verbreiteten Neujahrsbrauch wird ein Ast des Kornelkirschbaums bunt geschmückt, der so zu einer «Surwatschka» wird. In der Silvesternacht und am Neujahrstag gehen Kinder von Haus zu Haus und schlagen damit die Bewohner auf den Rücken. Dabei wünschen sie nach alter Tradition ein gesundes, glückliches, fruchtbares und reiches neues Jahr. Dafür bekommen sie kleine Geschenke wie Bonbons, Kuchen, Früchte oder Kleingeld.
Tschechien
Hier gießen viele Familien Blei, um in die Zukunft zu schauen - noch älter aber ist der Brauch, einen Apfel zu halbieren und am Kerngehäuse das Schicksal abzulesen. Bilden die Kerne ein Kreuz, droht Unheil; in Sternform stehen sie für Glück. Finanziellen Erfolg soll nach tschechischer Tradition ein Mitternachtsessen mit Linsen bringen, die Geld symbolisieren. Die Hauptstadt Prag organisiert seit den 90er Jahren am Abend des 1. Januar stets ein großes Feuerwerk, das Zehntausende anlockt.
Frankreich
Frankreich als Land der Liebe und der Lebensfreude, lässt krachende Silvesterpartys gemeinsam mit Freunden und Verwanden in großer Runde vermuten. Dem ist allerdings erstaunlicherweise überhaupt nicht so. Vielmehr wird in Frankreich gar nicht so ausgelassen gefeiert wie man meint, sondern es geht deutlich ruhiger zu als etwa in Deutschland. In Frankreich trifft man sich mit Freunden und Verwanden zu einem gemütlichen Abendessen und feiert den Jahreswechsel eher kulinarisch mit Stopfleber, der so genannten Foie gras, oder auch mit Austern und trinkt einen Champagner dazu. Das Feuerwerk bleibt eher eine Nebensache. In vielen größeren Städten wird man Feuerwerke sogar komplett vergebens suchen, was daran liegt, dass sie dort ausdrücklich untersagt sind. Dennoch gibt es in jüngerer Zeit die Tendenz zu öffentlichen Silvesterpartys, wie etwa auf den Champs-Elysées in Paris, wo sich um Mitternacht mehrere Hunderttausend Leute treffen um das neue Jahr mit einem "Bonne année" zu begrüßen.
Kennt Ihr noch weitere Traditionen aus anderen Ländern? Dann her damit, im Kommentarfeld ist Platz genug.